Die Regierung will ihr Versprechen nicht halten

Standpunkt in der bz vom 27. August 2015

Gross waren im Jahr 2011 die Proteste der Schülerinnen und der Lehrpersonen als der Regierungsrat die Massnahmen im Sparpaket 12/15 präsentierte. Ziel war damals unter anderem die Lektionenzahl für die Lehrpersonen zu erhöhen, Brückengebote wie die Kaufmännische Vorbereitungsschule (KVS) abzuschaffen und dringende Renovationen von Schulhäusern zu sistieren.

Ich mag mich noch gut an jenen Dezembernachmittag 2011 erinnern, als ich als Gymnasiast mit hunderten von Mitschülerinnen und Mitschülern und Lehrpersonen vor dem Regierungsgebäude gegen diesen unsäglichen Leistungsabbau demonstrierte. Die Demonstration hatte ihre Wirkung.Regierungsrat Ballmer ist mittlerweile zurückgetreten und ein grosser Teil der geplanten Massnahmen hatte vor dem Volk keine Chance. Doch der Regierungsrat liess nicht locker und brachte einzelne Massnahmen erneut ins Parlament. Darunter eine Erhöhung der Lektionenzahl für Nichtklassenlehrpersonen auf der Sek1 und Sek2.

Somit müssen all jene Lehrkräfte, welche nicht Klassenlehrpersonen sind, pro Woche eine Lektion mehr unterrichten, dies zum gleichen Lohn wie bis anhin. Als Kompensation sollen die Lehrpersonen die zusätzliche Unterrichtsstunde in anderen Bereichen – etwa in der Schulverwaltung, Schulentwicklung und Teamarbeit- einsparen. An einem Baselbieter Gymnasium führte dies dazu, dass die Sportlehrpersonen auf die Organisation und Durchführung des Sporttages verzichteten.

Die vorgeschlagene Massnahme wurde vom Landrat gebilligt und als befristet bis 2015 „eingeführt“. Nun möchte der Regierungsrat diese eigentlich zeitlich befristete Pensenerhöhung unbefristet weiterführen und dies, obwohl sich bei einer durch die FHNW durchgeführten Evaluation ziemlich klar gezeigt hat, dass die Lehrerinnen und Lehrer unter der Erhöhung der Lektionenzahl gelitten haben und sich Unzufriedenheit und Frustration breit gemacht haben. Weiter ist die Bereitschaft, sich über den eigentlichen Unterricht hinaus am Schulgeschehen zu beteiligen, in den vergangenen Jahren enorm gesunken.

Trotz diesem klaren Verdikt, welches dem Regierungsrat als Grundlage für den Entscheid dienen soll, ob man die zusätzliche Pflichstunde weiterführt oder nicht, möchte der rechtskonservative Regierungsrat daran festhalten. Dies ist vollkommen unverständlich. Sicher muss in finanziell schwierige Zeiten jeder und jede seinen Beitrag leisten, doch die Sek1 und Sek2 Lehrpersonen haben während den vergangenen drei Jahren ihren Beitrag mit der zusätzlichen Pflichstunde geleistet. Dass auch die Schulleitungen die Rücknahme der Pensenerhöhung begrüssen würden, weist umso mehr auf die Unzufriedenheit unter den Lehrpersonen über die Sparmassnahme hin.

Bei der Lektüre der Evaluation der FHNW sollten beim Regierungsrat eigentlich die Alarmglocken geläutet haben. Es kann nicht sein, dass wir solche Massnahmen auf Kosten der Lehrpersonen und somit auch direkt auf Kosten der Qualität des Unterrichts hinnehmen müssen. Überlastete Lehrpersonen sind zudem noch viel Burnout-gefährdeter. Dass der Regierungsrat eine auf drei Jahre befristete Massnahme nun unbefristet weiterführen will, zeigt klar auf, dass er ein falsches Versprechen gegeben hat und auf ihn anscheinend kein Verlass ist. Mit der begonnenen Umsetzung von HarmoS und den stattfindenden nötigen Weiterbildungen und Ausbildungen sind zusätzliche Belastungen für Lehrerinnen und Lehrer nicht tragbar.

Es liegt jetzt am Regierungsrat und der neuen Bildungsdirektorin, die Lehrerinnen und Lehrer wieder zurück ins Boot zu holen und die unsägliche Sparmassnahme zu streichen. Es gibt im Kanton Baselland bestimmt bessere Orte um zu sparen, oder?

Jan Kirchmayr vertritt die Juso Baselland in der Geschäftsleitung der Baselbieter SP und arbeitet zeitweise als Stellvertretungslehrer auf der Sek1-Stufe.

Sparmassnahmen

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