Bezahlbarer Wohnraum – quo vadis?

Blogeintrag auf derWahlkampfwebseite der JUSO Baselland

Irgendwann ist es für alle an der Zeit auszuziehen und sich ein neues Zuhause zu suchen. Gewisse in meinem Alter haben diesen Schritt schon seit längerem vollzogen, andere, beispielsweise ich, wohnen noch im Hotel „Mama/Papa“. Dies hat verschiedenste Gründe; zum Beispiel ist man in der Gemeinde gut verankert, hat zu Hause trotz allem genügend Ruhe vor ab und zu nervenden Familienmitgliedern oder die Nachtverbindungen vom Ausgang nach Hause gehen knapp in Ordnung. Ein weiterer weitaus relevanter Grund ist, dass der Anteil an bezahlbarem Wohnraum immer wie knapper wird. Liest man in der Zeitung, wie sehr sich die SP in Basel für mehr bezahlbaren Wohnraum engagiert und dazu im März eine Initiative zur Abstimmung kommt, fragt man, sich was da im Baselbiet abgeht. Klar, viele Junge zieht es beim Suchen des ersten neuen Heimes ohne Mama und Papa in die Stadt, dennoch gibt es auch solche, welche im schönen Baselbiet wohnen bleiben möchten. Die Leerstandsquote an Wohnungen und der Anteil an bezahlbarem Wohnraum im Baselbiet sind in den letzten Jahren drastisch gesunken. So waren per 1. Juni 2014 noch genau 0.3% der Wohnungen im Baselbiet „leer“. In absoluten Zahlen sank die Zahl von freien Wohnungen um 65 auf gerade noch 427. Der Anteil an bezahlbarem Wohnraum in unserem Kanton ist logischerweise noch prekärer.  Viele Gemeinden sind nicht daran interessiert, günstigen Wohnraum zu schaffen, denn wer eine billige Wohnung mietet, versteuert in der Regel wenig Einkommen. Ja, es geht sogar so weit, dass Gemeinden wegen ihren hohen Sozialhilfekosten den Liegenschaftsverwaltungen empfehlen, keine Wohnungen mehr an Sozialhilfebeziehende zu vermieten (siehe beispielsweise Grellingen). Menschen, die sich keine teure Wohnung leisten können, dürfen jedoch nicht zum Spielball unserer Gesellschaft werden.

Dass der Weg für mehr bezahlbaren Wohnraum in Aesch und im Baselbiet noch ein weiter ist, ist mir klar. Erleben musste ich dies im September an der Aescher Gemeindeversammlung, als ich mit Sibylle Probst einen Antrag eingereicht hatte, welcher die Gemeinde aufforderte, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Reaktion des lokalen FDP-Präsidenten darauf war: „Wänn dir eigentlich dr Sozialismus ifiehre z Aesch?“

Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass gewisse Politiker und Politikerinnen die Wohnungsnotproblematik leider noch immer nicht verstanden haben und mit unbegründeten Floskeln um sich rufen. Jene Politikerinnen und Politiker wollen sich der Problematik nicht annehmen oder sehen den freien Wettbewerb als die ideale Lösung. Doch für mich ist klar: Der Wohnungsmarkt darf sich nicht einfach nach den Begehrlichkeiten des Immobilienmarktes richten, möglichst viel Gewinn zu machen, sondern soll sich an die Bedürfnisse der Bevölkerung richten. Dies zu ändern ist ein Kraftakt – die Wohninitiative der SP Baselland, welche morgen lanciert wird, ist ein erster Schritt.

Ihr seht, ich bleibe dran.

Jan Kirchmayr, Landratskandidat, Aesch, Wahlkreis Reinach

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